Kulturjournal

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Betreff Was Helene Hegemanns „Axolotl Roadkill“ übernommen und verarbeitet hat
Autor Redaktion literaturkritik.de
Datum 19.02.2010 19:14
Nachricht

Der Ullstein Verlag hat inzwischen eine Liste von Zitaten veröffentlicht, die einen Vergleich zwischen Romanpassagen und Passagen aus jenen Texten erleichtert, die Hegemann ab- und umgeschrieben hat.

http://www.ullsteinbuchverlage.de/media/0000461234.pdf

Die Liste wird mit dem Satz eingeleitet:

"Aus folgenden Quellen (Bücher, Songs, Filme, Blogs etc.) sind Teile in den Text eingeflossen, als wörtliches Zitat, modifiziertes Zitat oder Inspiration:"

Ein Beispiel:

Hegemann, S. 79/80: [...] erbsengroße Plastikkugel [...] Anstatt mir zu antworten, wickelt sie die Plastikfolie ab. Schlussendlich liegt auf dem Mahagonitisch eine Messerspitze bräunlichen Pulvers, das wie Instanttee aussieht und nach einer Mischung aus Zigarettenkippen, Müll und Essig riecht. Aus einem Stück Silberpapier dreht sie sich ein Röhrchen, auf ein weiteres schüttet sie die Hälfte des Pulvers. Als sie ein Feuerzeug unter die Folie hält, schmilzt das Heroin und zieht eine kleine Rauchschwadehinter sich her. [...]

Airen: [...] erbsengroße Plastikkugel [...] Schicht um Schicht wickle ich Plastikfolie ab, bis in der Mitte eine gute Messerspitze bräunlichen Pulvers zum Vorschein kommt. Sieht in etwa so aus wie Instant-Tee und riecht säuerlich, wie eine Mischung aus Zigarettenkippen, Müll und Essig. Diacetylmorphin. Dann hole ich Alufolie. Aus einem Stück drehe ich mir ein Röhrchen. Auf ein anderes schütte ich ein Viertel des Pulvers. Sobald ich ein Feuerzeug unter die Alufolie halte, schmilzt das Heroin […] und zieht eine kleine Rauchfahne hinter sich her.

Die Auflistung endet mit dem Hinweis:

"Dieser Roman folgt in Passagen dem ästhetischen Prinzip der Intertextualität und kann daher weitere Zitate enthalten. Der Verlag hat sich bemüht, alle uns bekannten Rechteinhaber zu ermitteln. Sollten dennoch Inhaber von Urheberrechten unberücksichtigt geblieben sein, bitten wir sie, sich mit dem Verlag in Verbindung zu setzen."

Im Roman hat Hegemann den Blogger Airen zwar nicht namentlich genannt, aber doch geich auf den ersten Seiten einen Hinweis auf ihn gegeben - in einem Dialog, der die Aneignung fremder Texte zum Thema macht und  dabei Airen zitiert:

"[...] Berlin is here to mix everything with everything, Alter!"
„Ist das von dir?“
„Berlin is here to mix everything with everything, Alter? Ich bediene mich überall, wo ich Inspiration finde und beflügelt werde, Mifti. Filme, Musik, Bücher, Bücher, Gemälde, Wurstlyrik, Fotos, Gespräche, Träume ...“
„Straßenschilder, Wolken ...“
„...  Licht und Schatten, genau, weil meine Arbeit und mein Diebstahl authentisch werden, sobald etwas meine Seele berührt. Es ist egal, woher ich die Dinge nehme, wichtig ist, wohin ich sie trage.“
„Es ist also nicht von dir?“
„Nein. Von so ’nem Blogger.“

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